Abschlussbilanz „Lettland – durch Musik zur Welt gebracht“
Abschlussbilanz „Lettland – durch Musik zur Welt gebracht“
Erneuter Besucherrekord mit über 13.000 Gästen
Größte musikalische Präsentation Lettlands mit Ehrung vom Lettischen Ministerkabinett
Seebad Ahlbeck, 17. Oktober 2010
Mit Lettlands erfolgreichstem jungen Pianisten Vestard Shimkus und dem NDR Sinfonieorchester unter der Leitung von Teodor Currentzis endete am Samstag, 16. Oktober, 20 Uhr, im Kraftwerk des Museums Peenemünde das 17. Usedomer Musikfestival. Beginnend am 25. September, widmete sich das Festival in über 41 Veranstaltungen dem Musikschatz Lettlands. In der Geschichte des baltischen Staates war die dreiwöchige Veranstaltungsreihe die größte und umfangreichste Präsentation der Musiklandschaft außerhalb der Landesgrenzen. 2010 verzeichnet das Musikfestival einen neuen Besucherrekord von über 13.000 Gästen. Wie 2009 liegt die Auslastung bei 95%. Neben 27 ausverkauften Veranstaltungen fanden alle anderen Konzerte in fast vollbesetzten Räumen statt. Mit Konzertübertragungen in Australien, Lettland, Kroatien, Korea und den USA erreichte das Festival weltweite Verbreitung. NDR Kultur übertrug zwei Peenemünder Konzert live und wird, wie auch Deutschlandradio Kultur und rbb Kulturradio, weitere Veranstaltungen des diesjährigen Festivals senden. Zum Eröffnungskonzert in Peenemünde mit dem Baltic Youth Philharmonic, Baiba Skride, Neeme Järvi und dem NDR Chor, war erstmals ein Premierminister anwesend: Valdis Dombrovskis besuchte mit dem lettischen Kulturminister Ints Dalderis die Veranstaltung und übernahm gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel die Schirmherrschaft über das Auftaktkonzert. Schirmherr des Usedomer Musikfestivals war wie im vergangenen Jahr der Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern Erwin Sellering. Mit zwei Peenemünder Konzerten setzte das Usedomer Musikfestival wieder denkwürdige Akzente zum Beginn und Abschluss der Saison. Die 2002 vom Festival und dem Norddeutschen Rundfunk ins Leben gerufene Reihe ist mittlerweile eine nicht mehr wegzudenkende, feste Größe innerhalb des dreiwöchigen Programms. 2011 steht vom 24. September bis 15. Oktober Litauen im Mittelpunkt des Festivals.
Für die Vorstellung lettischer Interpreten und Komponisten sowie für die Förderung der kulturellen Zusammenarbeit zwischen Lettland und Deutschland erhielt Intendant Thomas Hummel am Freitag, 15. September, das Ehrendiplom des Ministerkabinett Lettlands. In Anwesenheit der Kulturminister Lettlands und Mecklenburg-Vorpommerns, Ints Dalderis und Henry Tesch wurde dem Intendanten die Auszeichnung in der Lettischen Botschaft in Berlin verliehen.
Das Land des Gesanges, das durch die Singende Revolution die Unabhängigkeit erreichte, begeisterte durch musikalische Aushängeschilder wie Baiba Skride (artist in residence), Gidon Kremer und die Kremerata Baltica (ensemble in residence) und dem Lettischen Rundfunkchor. Zudem überraschten kreative zeitgenössische Komponisten wie Peteris Vasks (composer in residence) und Eriks Esenvalds sowie talentierte Jungstars der Klassikszene wie Pianist Vestard Shimkus und das Ensemble Carion. Für eine Vorstellung Lettlands auf Weltniveau sorgten auch die Organistin Iveta Apkalna, der Bass-Bariton Egils Silins sowie Lauma und Linda Skride.
Als composer in residence lud das Usedomer Musikfestival den Letten Peteris Vasks ein, dessen insgesamt acht aufgeführte Werke vom Publikum großen Beifall ernteten. Für das Festival schrieb er das Auftragswerk „Musique du Soir“ für Orgel und Violoncello, interpretiert von Iveta Apkalna und David Geringas. In deutscher Erstaufführung spielte das Almandin Quartett sein 5. Streichquartett. Zudem wurde Santa Buss` „Intim“ für Bläserquintett durch das Ensemble Carion uraufgeführt. Im Zentrum des von Dramaturg Dr. Jan Brachmann und Intendant Thomas Hummel konzipierten Programms standen die lettischen Komponisten Peteris Vasks, Jazeps Vitols, Alfred Kalnins und Eriks Esenvalds.
Auf der deutsch-polnischen Insel beheimatet, feierte das Musikfestival in mehreren Veranstaltungen den 200. Geburtstag von Fryderyk Chopin. Für hochkarätige Klavierabende sorgten die Pianisten Boris Berezovsky, Ewa Kupiec und Gergely Bogányi. Letzterer brillierte mit einer Weltpremiere: Erstmals stellte sich der Pianist erfolgreich der Herausforderung das gesamte Klaviersolowerk von Chopin in einem Konzert auswendig abrufen zu können. In der Heringsdorfer Kirche spielte er per Los und nach Wunsch des Publikums. Einen eigenwilligen und zugleich stimmungsvollen Beitrag zum Chopin-Jahr lieferten der Pianist Nils Henrik Asheim und Gjertruds Zigeunerorchester mit der Bearbeitung von Chopins Mazurken. Feuilletonist Joachim Kaiser und Manfred Osten widmeten sich im Gespräch dem Leben und Wirken des polnischen Komponisten.
Das Usedomer Musikfestival ist seit 2008 Heimat des Baltic Youth Philharmonic. Das vom Festival und der Nord Stream AG gegründete Sinfonieorchester vereint unter der Leitung von Gründungsdirigent und Musikdirektor Kristjan Järvi talentierte junge Musiker des Ostseeraumes. Als Botschafter der Ostseeregion konzertierte das BYP in diesem Jahr vor insgesamt 7.300 Zuhörern in Danzig, Kopenhagen, Pärnu, Riga, St. Petersburg (Mariinsky Konzertsaal und Open-Air vor dem Russischen Museum) sowie zum Usedomer Musikfestival in Peenemünde.
In Kirchen, Konzertsälen, Ateliers oder kaiserzeitlichen Gebäuden auf der Insel Usedom sowie im Kraftwerk des Museums in Peenemünde waren in diesem Jahr über 500 Künstler zu erleben. Es gastierten vier Orchester (NDR Sinfonierochester, Kremerata Baltica, Polnische Kammerphilharmonie Sopot, Baltic Youth Philharmonic) und vier Chöre (Lettischer Rundfunkchor, NDR Chor, Cantus Chor, Logos Chor).
Das Almandin Quartett erhielt den mit 10.000 Euro dotierten Preis des Usedomer Musikfestivals, gefördert von der Oscar und Vera Ritter-Stiftung. Traditionell gab auch der Gewinner des Europäischen Finales von Young Concert Artists in Leipzig, der Geiger Marc Bouchkov, innerhalb des Festivals ein Konzert.
Die langjährige Zusammenarbeit mit dem polnischen Teil der Insel Usedom fand in mehreren Veranstaltungen ihre erfolgreiche Fortsetzung. In Świnoujście fanden ein Sinfoniekonzert mit der Kammerphilharmonie Sopot und dem Pianisten Gergely Bogányi, ein Kammermusikabend mit der gefeierten Chopin-Interpretin Ewa Kupiec, sowie Workshops, Schulkonzerte und ein Festgottesdienst in der Kirche des Seligen Märtyrerbischofs Michał Kozal mit dem Cantus Chor statt. Zudem wurde eine Schloss-Exkursion nach Stettin angeboten.
Bereits zum sechsten Mal veranstaltete das Usedomer Musikfestival zusammen mit dem Tonkünstlerverband Mecklenburg-Vorpommern das Ostsee-Musikforum, unterstützt vom Norddeutschen Rundfunk. David Geringas unterrichtete anderthalb Wochen lang ausgewählte Meisterstudenten aus Japan, Südkorea, Slowenien, Russland und Deutschland. Sie gaben drei Konzerte im Schloss Stolpe, mehrere Schulkonzerte auf deutschem und polnischem Teil der Insel.
Neben der Unterstützung der Volkswagen AG und des Hauptförderers NDR sowie zahlreichen Förderern und Sponsoren, der Europäischen Union, der Bundesregierung, der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern, des Landkreises Ostvorpommern, der Ämter Usedom-Nord und Usedom-Süd, der Städte Wolgast und Świnoujście und den Gemeinden der Insel Usedom, beteiligte sich auch in diesem Jahr, die aus rund 80 Förderern – stolz mit dabei sind die Seetel Hotels – der Region bestehende Unternehmensinitiative für das Usedomer Musikfestival an der Finanzierung der 17. Saison.
Kinder und Jugendliche für Musik zu begeistern und ihnen die Faszination des Musizierens näher zu bringen, ist seit Beginn Anliegen des Usedomer Musikfestivals. In der 17. Saison warteten über zehn spezielle Veranstaltungen (Schulprojekte, Workshops mit Künstlern des Festivals, Konzerte) auf neugierige junge Ohren. Unterstützung erhielt das Junge Usedomer Musikfestival 4you von der Achterkerke-Stiftung und dem NDR Medienpartner. Andreas Peer Kähler begeisterte mit dem Schulprojekt „Das Leben Robert Schumanns“ sein junges Publikum bereits zum sechsten Mal.
Das Usedomer Musikfestival gewann mit den programmatisch eng verbundenen, künstlerisch hochwertigen Veranstaltungen weiter an Renommee. Damit trägt das Festival entscheidend zur Attraktivitätssteigerung der gesamten Region bei und ist eine Bereicherung der Festivalszene in Deutschland und im Ostseeraum.
Das Festival im Fernsehen und Hörfunk:
Montag, 18.10., 19:30 Uhr NDR Fernsehen, Nordmagazin: Bericht vom Abschlusskonzert
Donnerstag, 21.10., 20:00 – 22:30 Uhr Deutschlandradio Kultur
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