Schlaflos in Ahlbeck: Im Gespräch mit dem Nachtwächter Robert Nickel
Wenn die Sonne hinter den Dünen von Usedom versinkt und die Urlaubsgäste sich zur Ruhe begeben, beginnt für Robert Nickel die Arbeit. Seit 2016 wacht er über das SEETELHOTEL Ostseehotel Ahlbeck und stellt sicher, dass die Nacht ruhig und sicher verläuft. Im Interview spricht er über seine Aufgaben, Herausforderungen und die Liebe zu seinem Beruf.
Acht Bewerbungen und eine schlaflose Nacht
„Seit 2016 bin ich nun bei den SEETELHOTELS. Aus irgendeinem Grund hat es acht Bewerbungen gebraucht, bis ich genommen wurde. Ich habe mich auf alle möglichen Stellen beworben. Rezeptionist, Gärtner, Techniker – alles. Schließlich ist es die Position als Nachtwächter geworden. Aus einem ersten Vertrag von zwölf Monaten sind inzwischen acht Jahre geworden. Eigentlich war ich immer im Ostseehotel. Ab und an bin ich bei Bedarf zwischen den verschiedenen Hotels gesprungen“, erzählt Robert.
Seine Schlafstörungen, die ihn seit Jahrzehnten begleiten, haben ihn zu diesem ungewöhnlichen Job geführt. „Wenn es hochkommt, schlafe ich zwei bis drei Stunden am Tag. Zu viel Schlaf verursacht Kopfschmerzen bei mir.“ So wurde die Nacht seine Tageszeit und das Hotel sein Revier.
Der Wächter der Nacht
Ein typischer Abend beginnt für Robert mit der Sicherung des Hotels. „Das Wichtigste ist die Verschlusssicherheit und die Kontrolle des Hauses. Alles muss abgeschlossen sein. Dann geht man über zur Übergabe und Abrechnung. Man macht also den Tagesabschluss. Es werden Listen nach Anweisung ausgedruckt für verschiedene Abteilungen – Anreisen und Abreisen etwa. Reports sind auch dabei. Diese Arbeit sorgt dafür, dass andere Abteilungsleiter am nächsten Morgen problemlos weiterarbeiten können.“
Doch die Aufgaben eines „Nighty“ sind noch vielfältiger. Im SEETELHOTEL Ostseehotel Ahlbeck gibt es eine 24-Stunden-Bar, an der auch der Nachtwächter Dienst tut. „Das gibt es in keinem anderen der SEETELHOTELS. Der gesamte Beruf des Nachtwächters ist eine große Herausforderung und wird viel zu oft unterschätzt. Nachts sind wir Eigentümer, Hotelmanager, Housekeeper, Techniker und Kellner in einem.“
Die Kunst der Gelassenheit
Wie geht man mit unerwarteten Situationen oder Notfällen um? „Locker. Man muss entspannt aber auch gleichzeitig ernst damit umgehen können. Egal ob jemand einbrechen möchte oder einen Gin Tonic haben will. Jede Situation bringt ihre Eigenheiten mit sich um. Man lernt damit im Laufe der Jahre umzugehen und sich darauf einzustellen. 99 Prozent der Geräusche, die ich nachts im Hotel höre, kenne ich inzwischen.“
Die Koordination mit dem Team der Tagesschicht erfolgt meist per Übergabe. „Grundsätzlich wird ganz einfach per Mail oder Smartphone miteinander kommuniziert. Je klarer die Anweisungen sind, umso weniger Probleme kann es später geben.“
Nächtliche Belohnungen
Roberts größte Freude? „Definitiv die Gäste glücklich zu machen. Und auch wenn es simpel klingt: einfach nachts zu arbeiten. Entlohnt wird man dann am nächsten Morgen. In der Regel endet mein Dienst damit, dass ich einen Sonnenaufgang beobachten kann. Dazu kommt das Möwengeschrei und das Rauschen den Wellen.“
Würde er etwas an seinem Job ändern? „Nein, im Grunde nicht. Spannend wäre es lediglich noch, beruflich einmal aufzusteigen. Vielleicht gibt es ja bei den SEETELHOTELS irgendwann noch eine Position, die die verschiedenen Nachtwächter der einzelnen Häuser managt und koordiniert. Dies könnte ich mir sehr gut vorstellen.“
Freizeit und Erholung
Seine Freizeit verbringt Robert hauptsächlich mit seiner Familie. „Am Strand oder beim Spazieren. Zudem reise ich sehr gerne.“ Hobbys, die ihm helfen, sich nach einer Nachtschicht zu entspannen, hat er keine. „Sobald eine Routine reinkommt, macht man Fehler. Man muss in diesem Beruf konzentriert sein. Deshalb ist es für mich wichtig, die Aufmerksamkeit auf das Hotel zu legen. Dass man als Nachtwächter dazu kommt, viel zu lesen, das ist ein Irrglaube.“
Interaktion mit den Gästen
Wer Robert bei der Arbeit beobachtet kommt schnell zu dem Schluss, dass der Beruf des Nachtwächters durchaus eine Job ist, bei dem man auf Menschen zugeht. Immer wieder fängt Robert neue Gespräche mit Gästen an, die sich in dieser Nacht noch durch das Ostseehotel bewegen. Dabei ist die Herangehensweise nicht wirklich kompliziert. „Locker und entspannt. Man muss immer mit einem Lächeln auf die Gäste zugehen. Teilweise führt diese positive Art dann dazu, dass man nachts noch bis um 3 Uhr morgens Gäste an der Bar sitzen hat und dabei einen Umsatz von mehr als hundert Euro generiert. Das ist natürlich ein schöner Nebenaspekt, dafür, dass man bei seiner Arbeit auch noch Spaß hat.“
Blick in die Zukunft
Wo sieht sich Robert in fünf Jahren? „Ich bin nicht der Typ, der so weit voraus plant. Ich hoffe einfach, dass es mir gesundheitlich gut geht und dass meine Familie glücklich ist. Ich hoffe, dass ich viele neue Menschen kennengelernt habe und dass ich viel reisen konnte und etwas von der Welt gesehen habe.“
Das Besondere an Usedom
„Man arbeitet da, wo andere Urlaub machen. Andere Orte sind allerdings auch sehr interessant.“ Seine Geheimtipps für Gäste: „Es gibt für jeden Gast eine Ecke. Das ist das Tolle an Usedom. Wer Strände mag, hat 42 Kilometer davon. Allerdings mag ich auch sehr gerne Seen. Und diese findet man zuhauf im Hinterland. Peenemünde wiederum bietet etwas für die Geschichtsfans. Usedom ist schon sehr, sehr vielfältig.“
Erholungsphasen und Familienleben
„Meine Familie gibt mir Ruhe und Entspannung. Besonders mein neunjähriger Sohn.“ Nach der Arbeit braucht Robert eine Weile, um herunterzukommen. „Wenn ich nach Hause komme, ist erst einmal der Hund dran. Ich kann nicht direkt schlafen gehen. Daher passt der Spaziergang mit dem Hund nach der Arbeit ganz gut.“
Trotz der ungewöhnlichen Arbeitszeiten beeinflusst sein Beruf das soziale Leben und die Beziehungen nicht negativ. „Ich habe eine ganz liebe Familie, die mich in meiner Tätigkeit sehr unterstützt. Klar, ich habe selten Zeit, am Abend mit den Leuten feiern zu gehen. Wochenende ist in der Hotellerie auch eher schwierig. Aber tagsüber bin ich stets für alles zu haben und für meine Freunde da.“
Ein Hotel für sich alleine
Wie fühlt es sich an, wenn man über ein großes Hotel wacht? „Das ist ein cooles Gefühl. So ein riesiges Objekt für sich alleine zu haben … das ist mit Worten nicht zu beschreiben. Im Grunde muss man das mitgemacht haben. Ich bin auch stolz auf die damit verbundene Verantwortung, die man mir entgegenbringt.“
Robert ist ein unverzichtbarer Teil des SEETELHOTEL Ostseehotel Ahlbeck. Seine nächtlichen Einsätze und seine Hingabe zur Arbeit sind beeindruckend. Wir hoffen, dass Robert weiterhin so leidenschaftlich und erfolgreich seine Arbeit ausführt und ihm dabei auch seine persönlichen Wünsche erfüllt werden.
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